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Das süße Gold

Das süße Gold von Thassos

Nachdem Christian auf Thassos die Welt des Tavli-Spiels entdeckt hatte, stand heute ein neues Abenteuer auf dem Plan. Diesmal zog es ihn ins Inland, weg von den Küsten und Stränden, hinein in die bergigen Dörfer, die das Herz der Insel ausmachen. Sein Ziel: das malerische Dorf Maries und sein kleiner Stausee, der in Reiseführern als echter Geheimtipp beschrieben wurde.

Mit seinem treuen, aber mittlerweile etwas knatternden Motorroller machte er sich frühmorgens auf den Weg. Die frische Morgenluft war angenehm kühl, und die Straßen waren noch ruhig – genau die richtige Zeit für eine kleine Expedition.

Auf der Fahrt fiel Christian auf, dass überall entlang der Straße bunte Bienenkästen aufgestellt waren. „Honig von Thassos“, murmelte er vor sich hin und erinnerte sich an einen Artikel, den er vor der Reise gelesen hatte. Der Honig der Insel soll in ganz Griechenland berühmt sein. Vielleicht könnte er ja ein Glas mit nach Hause nehmen?

Als er gerade um eine Kurve bog, stieß er beinahe mit einem altersschwachen Traktor zusammen, der gemächlich die Straße entlang tuckerte. Der Fahrer – ein älterer Herr mit einem sonnengegerbten Gesicht und einem Strohhut, der definitiv bessere Tage gesehen hatte – hielt an und winkte Christian freundlich zu.

„Kalimera! Alles gut?“, rief Christian ihm zu, als er seinen Roller neben dem Traktor parkte.

„Kalimera! Alles gut, alles gut,“ antwortete der Mann mit einem breiten Grinsen und einem unerwartet deutlichen deutschen Akzent. „Wo will der Herr denn hin?“

„Ich bin auf dem Weg nach Maries. Wollte mir den See anschauen,“ erklärte Christian.

„Sehr schön, sehr schön. Aber wissen Sie, bevor Sie weiterfahren, sollten Sie unbedingt unseren Honig probieren. Der ist der beste in ganz Griechenland, das sage nicht nur ich!“

Christian, der neugierig geworden war, stieg von seinem Roller und ging zum Traktor hinüber. „Ist das so? Was macht den Honig von Thassos denn so besonders?“

„Ach, das ist eine alte Tradition hier auf der Insel,“ begann der Mann und lehnte sich entspannt an seinen Traktor. „Unsere Bienen, die sammeln den Nektar von den Wildkräutern und Blumen, die es nur hier auf Thassos gibt. Thymian, Heidekraut, Kiefer – all das macht den Honig so besonders aromatisch. Ein Löffel davon, und Sie spüren die Sonne, das Meer und die Berge.“

„Klingt köstlich,“ lachte Christian. „Und was ist mit den Olivenbäumen? Ich habe auf dem Weg hierher so viele uralte Bäume gesehen.“

„Ah, die Oliven,“ sagte der Mann und nickte wissend. „Unsere Oliven sind das Herzblut der Insel. Die Sorte, die Sie hier sehen, ist die 'Throumba'. Eine besondere Art, die nur hier auf Thassos gedeiht. Aus diesen Oliven machen wir das beste Öl, das Sie je probiert haben.“

Christian war begeistert. „Und Sie sprechen wirklich gut Deutsch. Haben Sie in Deutschland gelebt?“

Der Mann lachte laut auf. „Ja, viele Jahre in Stuttgart. Habe dort als Mechaniker gearbeitet. Aber wissen Sie, das Leben auf Thassos – das ist etwas anderes. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Und was gibt es Besseres, als den ganzen Tag Honig und Olivenöl zu machen?“

Christian konnte sich nicht vorstellen, wie schwer das Leben eines Imkers oder Olivenbauers tatsächlich war, aber die Ruhe und Zufriedenheit, die der Mann ausstrahlte, hatten etwas Ansteckendes. „Könnte ich vielleicht etwas von Ihrem Honig kaufen?“

„Aber natürlich! Kommen Sie doch mit mir, mein Haus ist nicht weit. Da können Sie den Honig direkt vom Erzeuger kaufen – vielleicht auch ein bisschen von unserem Öl probieren.“

Christian stimmte begeistert zu und folgte dem knatternden Traktor auf seinem Roller. Sie fuhren durch die hügelige Landschaft, vorbei an noch mehr Bienenkästen und Olivenhainen, bis sie schließlich bei einem kleinen, weiß getünchten Haus ankamen.

Dort, in der kühlen Küche des Hauses, durfte Christian nicht nur den Honig probieren, sondern auch das goldene Olivenöl, das der alte Mann stolz präsentierte. Und tatsächlich: Mit jedem Tropfen dieses Öls, mit jedem Löffel des süßen Honigs, schien er ein Stück der Sonne von Thassos in sich aufzunehmen.

Nachdem Christian sich mit Honig und Olivenöl vom freundlichen Traktorfahrer eingedeckt hatte, setzte er seine Fahrt in das idyllische Bergdorf Maries fort. Die kurvige Straße führte ihn durch eine fazinierende Landschaft und je weiter er sich von der Küste entfernte, desto einsamer und ursprünglicher wurde die Landschaft. Schließlich erreichte er das kleine Dorf, das wie aus der Zeit gefallen wirkte.

Christian parkte seinen Motorroller neben einer alten Steinmauer und schnupperte in die Luft. Ein verführerischer Duft wehte ihm entgegen – eine Mischung aus gegrilltem Fleisch, Kräutern und einem Hauch von Zitrone. Sein Magen meldete sich sofort zu Wort. „Ich habe schon schlimmere Entscheidungen getroffen,“ murmelte er sich selbst zu und folgte dem köstlichen Geruch.

Die Quelle des Dufts war schnell gefunden: eine kleine, urige Taverne mit einer schattigen Terrasse, die von üppigen Weinreben überdacht war. Das Grün der Blätter filterte das Sonnenlicht und tauchte die Terrasse in ein beruhigendes Halbdunkel. Christian ließ sich an einem der rustikalen Holztische nieder und genoss die friedliche Atmosphäre.

Kaum hatte er Platz genommen, trat der Wirt – ein stämmiger Mann mit buschigem Schnurrbart und einem breiten Lächeln – auf ihn zu. „Kalimera! Willkommen in meiner Taverne. Was darf es sein?“

Christian überlegte kurz, doch bevor er etwas sagen konnte, kam der Wirt ihm zuvor. „Ich empfehle Ihnen unsere Dolmades. Das sind Weinblätter, gefüllt mit Reis und Kräutern, serviert mit einer köstlichen Zitronen-Dill-Sauce. Die müssen Sie unbedingt probieren!“

Christian nickte. „Klingt hervorragend, das nehme ich.“

Während er wartete, ließ er seinen Blick über die Terrasse schweifen. Die wenigen Gäste, die sich hierher verirrt hatten, wirkten entspannt und zufrieden. Die Weinblätter über ihm raschelten leise im Wind, und ab und zu hörte er das Summen einer Biene, die wahrscheinlich auf der Suche nach dem nächsten Blütenbesuch war.

Schon bald kam der Wirt mit einem dampfenden Teller Dolmades zurück. „Hier, das wird Ihnen schmecken. Und zum Schluss, wenn Sie mögen, habe ich noch eine kleine Überraschung für Sie.“

Christian lächelte und stürzte sich auf das Essen. Die Dolmades waren tatsächlich köstlich – die perfekte Balance aus der herben Note der Weinblätter und der Frische der Zitronen-Dill-Sauce. Er hatte so etwas noch nie gegessen, aber die Kombination war einfach himmlisch.

Nachdem er den letzten Bissen genossen hatte, erschien der Wirt erneut, diesmal mit einem kleinen Teller, auf dem ein Stück goldener Honigwabe lag. „Zum Abschluss, auf Kosten des Hauses. Unser Honig, direkt aus den Bienenstöcken von Thassos.“

Christian war überwältigt von der Gastfreundschaft. Er biss in die Honigwabe und spürte, wie der süße Nektar auf seiner Zunge zerging. Ein wahrhaft göttlicher Genuss, dachte er sich und machte sich dabei bewusst, wie sehr ihm dieses Land und seine Menschen schon jetzt ans Herz gewachsen waren.

Nach dem Essen beschloss er, den Roller stehen zu lassen und den Weg zum Stausee zu Fuß anzutreten. Es waren nur vier Kilometer und das Essen lag schwer in seinem Magen – ein kleiner Spaziergang würde ihm guttun.

Der Weg zum See führte ihn durch dichte Wälder und entlang plätschernder Bäche. Die Luft war erfüllt vom Duft nach Pinien und wildem Thymian. Als er schließlich den Stausee erreichte, bot sich ihm ein idyllisches Bild: ein kleiner, klarer, stiller Stausee, umgeben von sanften Hügeln, die im Licht der Nachmittagssonne golden leuchteten.

Christian setzte sich ans Ufer und ließ die Füße im kühlen Wasser baumeln. Plötzlich bemerkte er ein leises Platschen. Fische, dachte er sofort. Doch was für Fische könnten das sein? Karpfen, Hechte, Zander? „Müsste mal einen der griechischen Angler fragen,“ murmelte er vor sich hin.

Doch selbst wenn er die Fische nicht identifizieren konnte, war ihm eines klar: Der Stausee war ein kleiner, verborgener Schatz – ebenso wie die vielen anderen Dinge, die er auf Thassos entdeckt hatte. Mit einem zufriedenen Seufzen lehnte er sich zurück, genoss die Ruhe.

Es war einer dieser lauen griechischen Abende, an dem die Sonne sich bereits hinter den Bergen verabschiedet hatte und die Insel Thassos in ein warmes, goldenes Licht tauchte. Christians Plan, rechtzeitig nach Limenaria zurückzukehren, war in weite Ferne gerückt, und mit einem weiteren Ouzo in der kleinen Taverne von Maries schwand auch die Lust, sich noch auf den kurvigen Heimweg zu machen.

„Warum sollte ich auch?“ dachte Christian, als er beschloss, sich nach einer Übernachtungsmöglichkeit im beschaulichen Bergdorf Maries umzusehen. Und wie das Glück es wollte, stieß er im Dorfzentrum auf ein kleines Juwel: ein liebevoll restauriertes Steinhaus, das einladende Studios zum Übernachten anbot.

Als er eintrat, wurde er von einer freundlichen Dame begrüßt.„Ein Zimmer? Natürlich, mein Lieber! Es ist nur noch eins frei, aber das ist das Beste von allen,“ zwinkerte sie ihm zu und führte ihn die knarrende Treppe hinauf. Christian hatte das Gefühl, in eine andere Zeit versetzt zu werden – die Wände atmeten Geschichte. „Perfekt,“ dachte er, als er sich zufrieden in die weichen Kissen fallen ließ.

Bevor er einschlief, griff Christian noch schnell zu seinem Reiseführer, den er wie ein treuer Begleiter immer bei sich hatte. Für den morgigen Tag hatte er Großes vor: eine Wanderung auf den höchsten Berg der Insel, den Ipsarion. Ein Gipfel, der nicht nur für seine atemberaubenden Ausblicke, sondern auch für seine Herausforderung bekannt war.

„Das wird ein Spaß,“ murmelte Christian mit einem Grinsen, während er sich seinen Plan zurechtlegte. Er würde früh aufbrechen, sich mit einer ordentlichen Portion griechischen Frühstücks stärken und dann den Pfad zum Gipfel nehmen. Oben angekommen, würde er sich von der Aussicht den Atem rauben lassen.

Mit dem Gedanken an den bevorstehenden Aufstieg schlief Christian ein, begleitet vom leisen Zirpen der Grillen und dem sanften Rauschen des Windes, der durch die Olivenbäume streifte. Morgen würde er den Ipsarion erklimmen – aber jetzt, in dieser Nacht, war er einfach nur glücklich, ein weiteres kleines Abenteuer in seinem Reisetagebuch vermerken zu können.

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